Nachruf in: Schönhengster Heimat, Göppingen April 1965, S. 16

Todesfall. Am 25. Feber starb in Nürtingen an den Folgen eines längeren Leidens im Alter von 68 Jahren der ehemalige Privatbeamte Josef Federmutz; ein künstlerisch hochbegabter Mann, der nach dem Willen seines Vaters Kaufmann werden mußte. Er war der Sohn des Ökonomieverwalters Vinzenz Federmutz aus Tattenitz, der vor einigen Jahren gestorben ist. Schon als Gymnasiast zeigte sich seine künstlerische Begabung, Bilder von ihm hingen im Festsaal, unter anderem auch ein besonders gelungenes Bild des Kaisers. Sein Vater aber wollte, daß er den kaufmännischen Berufsweg einschlage. Er besuchte die Handelsakademie in Olmütz. Kaum war er Kaufmann geworden, brach der Erste Weltkrieg aus und rief ihn zu den Waffen. Nach dem Kriege war er in einer Textilfirma beschäftigt. 1920 heiratete er in Tattenitz die Ungarin Jolán von Maga aus Temeschburg, die ihm drei Kinder schenkte: zwei Töchter und einen Sohn (heute künstl. Leiter des Göttinger Sinfonie-Orchesters).


Bauernhaus in Tattenitz

In den zwanziger und dreißiger Jahren war Federmutz Angestellter einer Kohlengroßhandlung in Brünn und von 1939 bis 1945 Hauptkassier in einer Troppauer Kohlengroßhandlung. Nach Kriegsende kam er in seinen Geburtsort Tattenitz und wurde im Juni 1946 von dort mit seiner Familie nach Nürtingen ausgewiesen. Hier widmete er sich ganz seinem geliebten Zeichnen und Malen, denn seinen kaufmännischen Beruf konnte er wegen seiner schon damals angegriffenen Gesundheit nicht mehr ausüben. Er konnte nun seine früheren Kontakte mit dem Kunstmaler Matyssek aus Brünn aufnehmen, der ihn in seinen Auffassungen über die Malerei bestärkt hatte. In seinen Zeichnungen erreichte er genau so transparente Höhen wie in manchen Aquarellen oder Ölbildern. Seine Größe waren die zarten Federzeichnungen. Zu den Schönhengster Heimattagen kam er öfter, das letztemal war er 1963 bei seinen Tattenitzern. Der plötzliche Tod dieses liebenswerten, stillen Menschen bewegt alle, die ihn kannten, wir wollen ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

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