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[Nachträge und Berichtigungen zum I. Bande. 499]

Zu Seite 153.

In neuerer Zeit hat die Lobpreisung der ägyptischen Astronomie wieder einen Vertreter gefunden in dem Spektralanalytiker J. N. Lockyer, welcher in seinem Buche The dawn of Astronomy, London 1894 (s. auch Zeitschrift Nature 1891), unbekümmert um die jetzige archäologische Forschung, eine Reihe der waghalsigsten Hypothesen aufgestellt hat. Danach sollen die Ägypter schon in den ältesten Zeiten ihre Tempel in der Richtung nach den Jahrpunkten angelegt oder nach den heliakischen Auf- und Untergängen gewisser heller Sterne, wie α Centauri, α Ursae minoris usw. orientiert haben. Die erste Voraus­setzung ist Illusion, da jetzt bekannt ist, daß selbst die besten Astronomen des Altertums, die Babylonier, und zwar auch noch in sehr später Zeit, im 3. oder 2. Jahrh. v. Chr. in der Bestimmung des für die Alten schwierigsten astronomischen Elementes, der Jahrpunkte, um mehrere Tage unsicher blieben. Die andere Hypothese, die Orientierung der Tempel nach heliakischen Sternerscheinungen, ist bei weitem nicht in der Allgemeinheit zulässig, wie Lockyer an­nimmt, wenn man nicht mit gesicherten Gründungsdaten der Tempel

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in Widerspruch kommen will. Was Locktee in letzterer Hinsicht auch noch für die Gründungszeiten der griechischen Tempel aus­gerechnet hat, ist von H. Nissen (Orientation, Studien zur Geschichte der Religion, Berlin 1907, S. 10. 41. 119 f.) als völlig unbrauchbar abge­wiesen worden. Aber auch betreffs der ägyptischen Tempel sind Lockyers Zahlen, die alle auf die Jahre zwischen 2000—6000 v. Chr. zurückführen, äußerst bedenklich; so wird p. 119 von ihm die Gründungszeit des Tempels des Amon-Ra zu Karnak aus der Schiefe der Ekliptik 24° 18′ auf 3700 v. Chr. bestimmt; wie man aus der Abnahme der mittleren Schiefe der Ekliptik (s. unsere Zahlen I 31) ersehen kann, würde die Schiefe für 3700 v. Chr. aber höchstens 24° 4′ gewesen sein; da die Abnahme der Schiefe selbst in 500 Jahren erst 3′ beträgt, so kann man daraus auf die Zuverlässigkeit der Lockyerschen Gründungsdaten den ent­sprechenden Schluß ziehen. Lockyer geht in seinem sehr populär geschriebenen und eben darum vielleicht für den Laien bestechenden Buche in den Hypothesen über alle Grenzen hinaus. Findet er doch sogar verschiedene Astronomen-Schulen in Ägypten, Verehrer der nördlichen Sterne und solche der östlichen, westlichen und südlichen Gestirne. Das Wenige und Dürftige, was wir gegenwärtig über die ägyptische Mythologie wissen, wird zu waghalsigen Schlüssen über Beziehungen der ägyptischen Gottheiten zu den Sternen ausgebeutet, selbst die Spuren einstiger Völkerwanderungen weist Lockyer durch seine Methode nach.

Zu Seite 156.

Zeile 20 v. o. Zur Entwicklung der ägyptischen Monatsnamen vergl. A. Gardiner, Mesore as first month of the Egyptian year (Zeitschr. f. ägypt. Spr. XLIII 1907).

Zu Seite 165.

Die Existenz einer fünftägigen ägyptischen Woche, allerdings nur als astrologisches Element, ist durch einen ägyptischen astro­logischen Kalender des 2. Jahrh. v. Chr. festgestellt (Egypt Exploration Fund, The Oxyrhynchus Papyri; Part III edited with translat. a. notes by Grenfell and Hunt. London 1903, S. 126—137). Das Jahr ist in diesem Kalender in Stägige Wochen geteilt. Der er­haltene Teil des Papyrus erstreckt sich nur über die Monate Pharmuti und Pachon. Die einzelnen Wochen dieser Monate stehen in bestimmten Beziehungen zu den Zodiakalzeichen oder vielmehr zu Sternkonstellationen. Pachon entspricht den Fischen, demnach müßte Thoth mit dem Krebs (Sommersolstiz) begonnen haben. Dies kann man nur auf das Siriusjahr beziehen, welches mit dem heliakischen Siriusaufgange am 20. Juli begann (s. I 186), während das Sommer-

[Nachträge und Berichtigungen zum I. Bande. 501]

solstiz etwa auf dem 24. Juni haftete (vgl. die Tafel I 101). Der letzteren Differenz wegen vermutet J. G. Smyly, daß die Monate sich nicht auf die Zodiakalzeichen selbst beziehen, sondern auf die Stern­konstellationen, welche zu diesen Zeiten in der Dämmerung gerade aufgingen, also auf ein astrologisches Jahr.

Zu Seite 176.

Zeile 7 v. o. Die Erklärung des Sed-Festes von Sethe, als eine 30jährige Jubiläums­feier der Ernennung der Thronfolger, trifft für Thutmosis IV. wenigstens nicht zu, da dieser König das Sed-Fest mindestens zweimal gefeiert hat, selbst aber nicht älter als 20 bis 25 Jahre geworden ist, s. E. Meyer, Nachträge z. ägypt. Chronologie S. 44 (Abhdlg. d. Berlin. Akad. d. W. 1907, Berlin 1908).

Zu Seite 179.

Zeile 19 v. o. ardea cinerea statt ardae.

Zu Seite 200.

Doppelkalender des Papyrus Ebers. Eine neue Er­klärung dieses Kalenders ist von Ed. Meyer aufgestellt worden (Nach­träge z. ägypt. Chronologie, Abhdlg. d. Berlin. Akad. d. W. 1907, Berlin 1908). Derselbe faßt die in der ersten Reihe stehenden Namen Techi, Ptah, Hathor usw., welche sonst nur als Schutzgottheiten oder Patrone der Monate gelten (s. I 156. 157), als Feste auf, die in den betreffenden Monaten wirklich gefeiert wurden. Durch den Gebrauch des Wandeljahres verschoben sich die Feste resp. Monate allmählich gegen die Jahreszeiten und gegen den Anfang des Siriusjahres (s. I 211). Der Kalender des Papyrus Ebers ist geordnet nach dem Siriusjahre, die Monate des letzteren sind durch die Namen der Feste ausgedrükt, und durch den daneben­stehenden Tag (9. Epiphi, 9. Mesori usw.) wird die Gleichung bezeichnet, in welcher das bürgerliche Jahr damals (zur Zeit Amenophis' I.) zum Siriusjahre stand. Hierdurch sei erklärt, warum an der Spitze des Kalenders kein Monat steht (resp. der zwölfte, Mesori nach Brugsch) und warum darauf Techi — der dem 1. Monat Thoth entspricht —, Menchet (dem 2. Monat Phaophi ent­sprechend) und die übrigen Monate folgen. Siehe hierüber die Ent­gegnung von C. F. Lehmann, Zeitschr. Klio, Beiträge z. alt. Ge­schichte, VIII. Bd., Berlin 1908, S. 206 f. und XI 1911.

Zu Seite 222.

Zeile 6 v. o. Gegen den Versuch von Ed. Meyer (a. a. O.), die Begründung der Sothisperiode bis zum Jahre 4241 v. Chr. zurück­zuführen und damit das hohe Alter der ägyptischen Kultur nach-

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zuweisen, ist zu erinnern, daß Sirius in dieser alten Zeit für astronomische Beobachtungen erheblich ungünstiger stand als später; seine Deklination war um 4200 v. Chr. um 12 Grad südlicher als zu Censorins Zeiten (s. I 544). Selbst in der günstigsten Zeit seiner Sichtbarkeit während des Jahres, Anfang Dezember, wenn er um Mitternacht in Kulmination kam, erreichte er für die Breite von Memphis nur eine Höhe von etwa 30° über dem Horizonte. Bei diesem südlichen Stande des Sternes war das unter normalen Verhältnissen schon unsicher beobachtbare (s. I 26) Verschwinden und Wiederauftauchen des Sirius schwieriger zu verfolgen als in den ersten Jahrhunderten um Christi Geburt, und es ist darum sehr unwahrscheinlich, daß man die Sothis­periode schon in der sehr alten Zeit aufgefunden und damit zyklisch gerechnet haben sollte. Außerdem spricht die ungemein langsame Entwicklung der Zeitrechnung bei den bedeutendsten Völkern des Altertums, den Griechen und Römern und den astronomisch hervorragend befähigten Babyloniern, gegen Meyers Hypothese.

Zu Seite 235.

Zeile 3 v. o. Hinzufügen: Bilfinger, Die Sterntafeln in den ägyptischen Königsgräbern von Bibân el Molûk (Progr. d. Eberhard-Ludw.-Gymnas. in Stuttgart 1891).

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