Die drei Gewährsmänner, die ich im vorigen Paragraph angeführt habe, sind die einzigen Quellen, welche eine direkte Belehrung über das älteste Schaltsystem der Griechen darbieten. Leider lassen uns diese Nachrichten ebenso unbefriedigt, wie es betreffs der Überlieferung bei den ältesten Schaltzyklen der Römer der Fall ist. οἱ μὲν οὖν ἀρχαῖοι τοὺς μῆνας τριαϰονϑημέρους ἦγον, τοὺς δὲ ἐμβολίμους παρ᾽ ἐνιαυτόν)“; dann geht er sogleich dazu über, zu zeigen, daß die „erste“ Periode, welche die Alten aufgestellt hätten, eine achtjährige gewesen sei (Oktaëteris). Danach müßten also Jahre von der Form 360 und 390 Tage abwechselnd einander gefolgt sein; die Schaltperiode wäre eine zweijährige (Diëteris, von manchen Triëteris genannt) gewesen. Da das Sonnenjahr 365,2422 Tage, das Mondjahr 354,3671 Tage hat, so hätte dieser Zyklus sowohl in Beziehung auf die Sonne wie auf den Mond nicht die entfernteste Annäherung ergeben. Die Äußerung des muß daher in einem anderen Sinne zu verstehen sein. Daß die Rechnung des Monats zu 30 Tagen bei den Griechen nur eine populäre, auf dem Sprachgebrauch beruhende war, habe ich wiederholt betont. Aber selbst bedient sich dieses Sprachgebrauchs in seiner Abhandlung, obgleich diese doch hauptsächlich kalendariographische Gegenstände beschreibt, indem er z. B. sagt (s. oben S. 367. 368) „es sind 90 Tage oder 3 Monate“ und weiterhin „30 Tage oder ein Monat“. Man kann deshalb annehmen, daß auch die oben bemerkte Äußerung des , welche übrigens des ältesten Schaltzyklus,
(s. oben) beschränkt sich auf den Satz „Was zunächst die Alten betrifft, so hatten dieselben Monate zu 30 Tagen und setzten die Schaltmonate ein Jahr ums andere zu (wie man aus der darauf folgenden Verbindung ersieht, nur nebenher gedenkt, dem allgemeinen Sprachgebrauche folgt. Was die Redewendung „ein Jahr ums andere“ betrifft, so haben 1⁄2 Monate gegen die Rückkehr der Jahreszeiten verschieden gewesen. Da also
und darauf aufmerksam gemacht, daß diese Ausdrucksweise (die Römer gebrauchen im selben Sinne tertio quoque anno) ebenfalls auf den Sprachgebrauch zurückgeht. Mehrere der alten Feste wurden nämlich ebenfalls „ein Jahr ums andere“, d. h. diëterisch gefeiert, so die korinthischen Isthmien, die sehr weit verbreitete Dionysosfeier. Hierdurch wurde man wahrscheinlich gewöhnt, nicht nur heortologische Perioden, sondern auch zeitrechnerische Intervalle als diëterisch zu bezeichnen; solcher Sprachgebrauch erhielt sich noch, als die Schaltregeln längst andere geworden waren. — Eine ähnliche Bewandtnis darf man für die -Stelle annehmen, über welche soviel geschrieben worden ist. Dort werden 70 Jahre zu je 360 Tagen1 gerechnet, und 35 Schaltmonate zu 30 Tagen, also jedes zweite Jahr einer, eingeschaltet (Diëteris). Das Monstrum, das sich hieraus ergeben würde, kann nicht existiert haben. Auch hier handelt es sich nur um Anwendungen des Sprachgebrauchs. Zudem kann man der Stelle, wie hervorhebt, schwerlich eine zeitrechnerische Bedeutung zumessen, da das in die Rede des eingelegte Beispiel von den 20 250 Tagen nur den Zweck verfolgt, dem anschaulich zu machen, daß man keinen Menschen vor seinem Tode glücklich preisen soll, da an jedem Tage ihm ein Leid widerfahren könne. Es ist sonderbar, daß man aus dieser einfachen Erzählung hat soviel herausholen wollen. Ebensowenig Bedeutung für die Erkenntnis des ältesten Schaltungswesens der Griechen hat eine andere Stelle bei (II 4), welche schon im I. Bande im Kapitel „Zeitrechnung der Ägypter“ angeführt worden ist. Es heißt dort: „Sie (die Ägypter) verfahren einsichtsvoller als die Griechen, welche ein Jahr ums andere der Jahreszeiten wegen einen Monat einschalten“. Aber die Griechen würden in keinem Falle, ob sie nun das Jahr zu 360 Tagen oder zu 354 Tagen gerechnet hätten, bei bloß diëterischer Einschaltung zu derselben Jahreszeit zurückgekommen sein. — Wollte man die bei und angezeigte Diëteris so verstehen, daß es sich dabei nicht um 360- und 390tägige Monate, sondern um 354- und 384 tägige Mondmonate handelt, so würde eine so beschaffene Diëteris nach 2 Jahren um mehr als 7 Tage von der Sonne abgewichen sein, und nach 20 Jahren wäre die Zeitrechnung um 21) In Kleinasien scheint der Sprachgebrauch, den Monat (wo es nicht auf kalendarische Richtigkeit ankam) zu 30 Tagen zu rechnen, allgemein üblich gewesen zu sein.
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diese Diëteris nicht genügt, hat nächsten Paragraph) noch zurückkomme.
, um sie nicht ganz und gar abweisen zu müssen, die Möglichkeit hingestellt, daß man vielleicht von Zeit zu Zeit einen Schaltmonat weggelassen habe, um in einiger Übereinstimmung mit dem Himmel zu bleiben. Diesen Gedanken greift auf, um eine „rektifizierte Diëteris“ zu schalten, welche sehr lange, bis zu s Zeit, in Makedonien bis zu d. Gr., bestanden haben soll. Wenn nämlich jede Diëteride 354 + 384 = 738 Tage hatte, so stimmten nach 4 Diëteriden oder 8 Jahren (2952 Tagen) Mond und Sonne bis auf die Differenz von gerade einem Monat (30 Tage) überein. Man habe demnach nur jede vierte Dieteride um einen Monat zu kürzen oder wenigstens durchschnittlich innerhalb von 8 Jahren einen Schaltmonat wegzulassen brauchen, um mit den Jahreszeiten Übereinstimmung zu erhalten. Diese Entwicklungshypothese der griechischen Zeitrechnung scheint mir nicht wahrscheinlich, aus Gründen, auf die ich (imWas noch tertio quoque anno (ein Jahr ums andere) 12 Monate und 13 Monate gezählt. Im zweiten Teile der Stelle erzählt , es sei, nachdem der Irrtum (der Diëteris) erkannt war, durch Verdoppelung eine 4jährige Periode (τετραετηρίς) aufgestellt worden. Dieser Tetraëteris habe ein Jahr von 365 1⁄4 Tagen zugrunde gelegen und sie habe mit dem Sonnenlaufe befriedigend, mit dem Monde aber weniger befriedigend gestimmt, und durch Verdoppelung sei daraus die Oktaëteris gebildet worden. Ins chronologisch-technische übersetzt würde das heißen, die Griechen hätten in der Zeit, um die es sich hier handelt, im 8. oder 9. Jahrh., auf den ersten Stufen der Entwicklung ihrer Zeitrechnung, bereits die julianische Schaltung gekannt. Denn da man die Oktaëteris mindestens in die Zeit s setzt — wahrscheinlich ist sie aber viel älter —, so müssen ihre angeblichen Vorläufer, die Diëteris und die Tetraetëris, um mehrere Jahrhunderte weiter zurückreichen. Eine solche Kenntnis des Sonnenlaufs ist bei den Griechen jener Zeit unmöglich; hätten sie diese Kenntnis oder selbst nur die des näherungsweisen Wertes des Sonnenjahrs gehabt, so würde, wie schon richtig bemerkt hat, die Zeitrechnung der Griechen nicht den mühseligen, langsamen Gang der Entwicklung des Lunisolarjahrs eingeschlagen haben, den wir tatsächlich von bis in die Zeit s sich vollziehen sehen. Sowohl die Diëteris wie die Tetraëteris sind, da die erstere für den Mond zu ungenügend ist und die andere das genaue Sonnenjahr voraussetzt, von und
anbelangt, so gedenkt derselbe im ersten Teile der oben angeführten Stelle der Diëteris: man habe im bürgerlichen Jahre, um zum annus vertens (Sonnenjahr, den Jahreszeiten) zurückkehren zu können,abgelehnt worden1. Der Angabe nächsten Paragraph)? Die Länge von 4 festen Sonnenjahren = 1461 Tagen, d. h. also den überschießenden 1⁄4 Tag über 365 Tage, hätten die Griechen von den Ägyptern kennen gelernt (denselben Fehler macht ) — ein gewöhnliches Rettungsmittel, dessen unbegründete Verwendung wir schon im Kapitel über die römische Chronologie vorgefunden haben. Tatsächlich wissen wir aber über den Zustand des ägyptischen Jahres im 8. oder 9. Jahrh. so viel wie nichts, und alle Spekulationen hierüber sind nichts weiter als Vermutung; kalendarisch kam der Vierteltag (365 1⁄4 Tage) bei den Ägyptern erst im 3. Jahrh. v. Chr. zur Verwendung (s. I 196), Am schwächsten sind die Kalendersagen, welche als alte Nachweise der Tetraetëris zitiert; es handelt sich dort um allerlei Deutungen, nach welchen in Sagen (Danaïdensage, Endymionsage) die Zahlen 50 und 49 personifiziert sein sollen; die Deutungen sind oft weit hergeholt.
s liegt jedenfalls ein Mißverständnis zugrunde. Da er die Tetraetëris auf Elis und Olympia bezieht, ist wahrscheinlich gemeint, daß schon die „Alten“ sich bemüht hätten, diese Spiele vierjährig, und zwar zu derselben Jahreszeit zu feiern. , der sich nicht vorstellen konnte, auf welche andere Weise etwa die Alten die Jahreszeiten ermittelten, imputierte ihnen die Kenntnis des Sonnenjahrs, wie sie ihm selbst zu Gebote stand, d. h. die zu seiner Zeit schon seit 283 Jahren eingeführte julianische Periode. — hat die Tetraetëris s zu retten versucht. Sie soll keine solare, sondern eine lunisolare gewesen sein, die Tetraetëriden sollen in der Form von 50 Monaten (1476 Tagen) und 49 Monaten (1446 Tagen) abgewechselt haben. Warum hätte man sich aber mit solchen Zyklen plagen sollen, da man von den einfachsten Anfängen an direkt zur Oktaëteris gelangen konnte (s.1)
II 607: „Bei dieser Grelegenheit spreche ich meine Überzeugung dahin aus, daß nicht, wie und glauben, die Triëteris auf die Oktaëteris, sondern die letzte auf die erste geleitet hat. Die Oktaëteris war der eigentliche Ausgleichungszyklus, den man, um zum Behuf der Feier gewisser Feste und Spiele kürzere Zeiträume zu gewinnen, in 4jährige und 2jährige Abschnitte teilte, ohne jedoch von denselben für die bürgerliche Zeitrechnung Gebrauch zu machen, denn bei der Tetraetëris findet gar keine, bei der Triëteris (Diëteris) nur eine höchst unvollkommene Ausgleichung statt.“