Das Jahr teilte
in acht Zeiten. Nach den Berichten von und 1 hatten die Jahreszeiten, vom Zeichen des Wassermanns aus gerechnet, folgende Längen: Frühling 91, Sommer 94, Herbst 91, Winter 89 Tage, oder vom Widder an gezählt, Frühling 94, Sommer 92, Herbst 89 und Winter 90 Tage. Es ergeben sich2 nachstehende julianische Daten für die Eintritte der Sonne in die Zeichen:Widder | (31 | Tage) | am | 17. März | } | 94 | Tage |
Stier | (82 | „ ) | „ | 17. April | |||
Zwillinge | (31 | „ ) | „ | 19. Mai | |||
Krebs | (31 | „ ) | „ | 19. Juni | } | 92 | „ |
Löwe | (31 | „ ) | „ | 20. Juli | |||
Jungfrau | (30 | „ ) | „ | 20, August | |||
Wage | (30 | „ ) | „ | 19. September | } | 89 | „ |
Skorpion | (30 | „ ) | „ | 19. Oktober | |||
Schütze | (29 | „ ) | „ | 18. November |
1) Dies primus est veris in Aquario, aestatis in Tauro, autumni in Leone, hiemis in Scorpione. cum unius cuiusque horum quatuor signorum dies tertius et vicesimus quattuor temporum sit primus, et efficiat ut ver dies habeat XCI, aestas XCIV, autumnus XCI, hiems XXCIX; quae redacta ad dies civiles nostros, qui nunc sunt, (sunt) primi verni temporis ex a. d. VII id. Febr., aestivi ex a. d. VII id. Mai., autumnalis ex a. d. III id. Sext., hiberni ex a. d. IV id. Nov.
, De re rust. I 28:2)
, R. Chr. 62.Steinbock | (30 | Tage) | am | 17. Dezember | } | 90 | Tage |
Wassermann | (30 | „ ) | am | 16. Januar | |||
Fische | (30 | „ ) | am | 15. Februar |
Nach
und hat die Jahrpunkte auf den achten Grad des Widders, des Krebses, der Wage und des Steinbocks gelegt; es würden also seine JahrpunkteFrühjahrsäquinoktium | 24. März |
Sommersolstiz | 26. Juni |
Herbstäquinoktium | 26. September |
Wintersolstiz | 24. Dezember |
gefallen sein. Beide genannten Schriftsteller verwechseln jedoch die Grade der Zeichen mit den Tagen und geben daneben (VIII. Kalend. der nächsten Monate Aprilis, Iulias, Octobres, Ianuarias dafür an, nämlich:
IX 14, , Hist. n. XVIII 26, 246 u. a.)1 auch dieFrühlingsäquinoktium | a. d. | VIII Kal. Apr. | = 25. März |
Sommersolstiz | „ | „ Iul. | = 24. Juni |
Herbstäquinoktium | „ | „ Oct. | = 24. September |
Wintersolstiz | „ | „ Ian. | = 25. Dezember |
Die Anfänge der Jahreszeiten kamen nach S. 281 Anm. 1) auf den 23. Grad der je folgenden Zeichen (s. oben), nämlich
(s.der | Anfang | des Frühlings | 7. Februar |
„ | „ | des Sommers | 9. Mai |
„ | „ | des Herbstes | 11. August |
„ | „ | des Winters | 10. November |
Es ergibt sich also folgende Jahreszeittafel
s:Frühlingsanfang | = | 1° | Fische | = | 7. | Februar | } | 45 | Tage | ] | 91 | Tage |
Frühlingsäquin. | = | 8° | Widder | = | 24. | März | ||||||
} | 46 | “ | ||||||||||
Sommeranfang | = | 1° | Zwillinge | = | 9. | Mai | ||||||
} | 48 | “ | ] | 94 | “ | |||||||
Sommersolstiz | = | 8° | Krebs | = | 26. | Juni | ||||||
} | 46 | “ | ||||||||||
Herbstanfang | = | 1° | Jungfrau | = | 11. | August | ||||||
} | 46 | “ | ] | 91 | “ | |||||||
Herbstäquinokt. | = | 8° | Wage | = | 26. | September | ||||||
} | 45 | “ | ||||||||||
Winteranfang | = | 1° | Schütze | = | 10. | November | ||||||
} | 44 | “ | ] | 89 | “ | |||||||
Wintersolstiz | = | 8° | Steinbock | = | 24. | Dezember | ||||||
} | 45 | “ | ||||||||||
Frühlingsanfang | = | 1° | Fische | = | 7. | Februar | ||||||
365 | Tage |
1) VIII. Kal. Ian. (25. Dezember), dagegen XI 2, 94 Winterwende = IX. Kal. Ian. (24. Dezember); H. n. XVIII 26, 246: aequin. vern. a. d. VIII. Kal. Apr. peragi videtur; XVIII 28, 264: solstitium peragi in octava parte Cancri et VIII Kal. Iul. diximus; etc.
IX 14, 12 Winterwende =Nach dieser Tafel sind vom Sommersolstiz bis zum Herbstäquinox 92 Tage, von da bis zum Wintersolstiz 89, von hier bis zum Frühjahrsäquinox 90 und von letzterem bis zum Sommersolstiz 94 Tage. Vergleichen wir mit diesen Intervallen die Jahrpunktintervalle von § 213 angebe), nämlich:
, (und ) sowie (welche ich weiterhin bei den griechischen ParapegmenSommerwende—Herbstgleiche | 91 | 90 | 92 | Tage |
Herbstgleiche—Winterwende | 92 | 90 | 89 | „ |
Winterwende—Frühjahrsgleiche | 91 | 92 | 90 | „ |
Frühjahrsgleiche—Sommerwende | 91 | 93 | 94 | „ |
so könnte man, da die Intervalle des § 213)
mit den caesarischen übereinstimmen, mutmaßen, daß die Rechnung des bei seinen Jahrpunkten zugrunde gelegt hat; er kann aber auch auf eigenen (römischen) Beobachtungen gefußt haben, und die Übereinstimmung kann Zufall sein. Dagegen sprechen die vorgenannten Zahlen nicht für die Meinung s1, welcher zwischen dem julianischen und dem ischen Kalender eine Beziehung vermutet hat; die Verschiedenheit der Jahrpunktabstände ist dafür zu groß2. Auch die sonstigen Angaben über die jährlichen Sternphasen des (s.heliak. Aufgang des Sirius | 22. Juli |
kosm. Untergang der Leier | 17. August |
kosm. Untergang der Plejaden | 14. November |
sowie die Jahrpunkte Frühlingsäquinox 28. März, Wintersolstiz 26. Dezember stimmen nicht sonderlich zu den von
und 3 überlieferten Daten des ischen Kalenders:1) R. Chr. 60 f.
2) Auch
(Rom. Kal. 144. 177) hat aus Ansetzungen s auf fremden (chaldäischen) Ursprung des vorcaesarischen Sonnenjahrs schließen wollen.3) et VIII Kal. Mart. hirundinis visu et postero die Arcturi exortu vespertino (23. Februar); XVIII 26, 248: sic fere in VI. id. Mai., qui est Vergiliarum exortus, decurrunt sidera (10. Mai); XVIII 28, 271: VIII id. Aug. Arcturus medius occidit, III. id. (11. August) Fidicula occasu suo autumnum inchoat, ut is (Caesar) adnotavit; XI 16, 41: gignit id maxime Arcturi exortus ex a. d. pr. id. Septemb. (12. September); XVIII 25, 225: hoc ipso Vergiliarum occassu fieri putant aliqui a. d. III. id. Novemb. (11. November). — An anderen Stellen weicht von diesen Angaben etwas ab. Auch die Daten von und sind bisweilen andere.
, Hist. nat. XVIII 26, 237:Frühlingsanfang, Eintritt des Zephyrs |
8. | Februar | |
Populärer Frühjahrsanfang: akronychischer Aufgang des Arktur |
23. | „ | (27.) |
Sommeranfang: heliakischer Aufgang der Plejaden |
10. | Mai | (28.) |
Hochsommer: heliak. Aufgang des Sirius |
19. | Juli | (2. Aug.) |
Herbstanfang: kosm. Untergang der Leier |
11. | August | (23.) |
Populärer Herbstanfang: heliak. Aufgang des Arktur |
12. | September | (20.) |
Winteranfang: kosm. Unterg. der Plejaden |
11. | November | (8.) |
Aus den letzteren Daten merkt man auch das Bestreben, den alten Verbindungen der jährlichen Sternauf- und Untergänge mit den Hauptphasen der Jahreszeiten (vgl. § 194) gerecht zu werden. Von den wirklich zu s Zeit und für die Breite von Rom stattgefundenen Zeiten weichen s Satzungen allerdings mehrere Male auffallend ab. Aus Tafel I c (am Schluß unseres Buches) folgen nämlich für 45 v. Chr. und 42° n. Br. die oben neben die Daten eingeklammert gestellten Tage. hat deshalb schon aus den Abweichungen geschlossen, daß wahrscheinlich ältere, auf südlichere Breiten sich beziehende Angaben verwendet hat. Mit Hilfe unserer Tafel läßt sich schließen, daß das Datum 11. August (kosm. Untergang der Leier) etwa einem Orte unter 36° Breite entspricht, und das Datum 10. Mai (heliak. Aufgang der Plejaden) vermutlich aus Ägypten und dem 3. Jahrh. v. Chr. stammt, doch läßt sich in Beziehung auf die Plejadengruppe1 nichts Bestimmtes sagen. Die übrigen caesarischen Satzungen können sich auf einheimische, römische Tradition stützen, mit Ausnahme natürlich des 19. oder 20. Juli2 für den heliakischen Siriusaufgang, welcher nur als eine Konzession an das berühmte ägyptische Datum zu betrachten ist, da der tatsächliche heliak. Aufgang des Sirius für Rom erst am 2. August erfolgen konnte (s. Tafel I c). — Die Ursache davon, daß die Äquinoktien und Solstitien auf den achten Grad setzte — so daß also die Sonne z. B. den Widder um 8 Tage früher erreichte als das Frühjahrsäquinoktium — hat schon angegeben: die Hauptsterne der einzelnen Tierkreiszeichen sollten symmetrisch in den Zodiakalbildern
1) Die Angaben der Alten über die jährlichen Auf- und Untergänge der Plejaden differieren recht bedeutend voneinander, was erklärlich ist, da diese Sterngruppe eine ziemliche Ausdehnung hat, also die einzelnen Sterne zu verschiedener Zeit (nicht an demselben Tage) erscheinen oder verschwinden.
2) Das Datum bei sole primam partem Leonis ingrediente, qui dies XV ante Aug. calendas (18. Juli) est; an einer andern Stelle (Hist. nat. XVIII 28, 269) wird der 20. Juli genannt; in der obigen Zusammenstellung ist die Lesung nach 19. Juli angesetzt.
ist nicht zweifelfrei:zu stehen kommen. — Bei den Ansätzen der Jahrpunkte blieb übrigens
gegen die Wahrheit etwas fehlerhaft. Mittels s Zodiakaltafeln1 erhalte ich folgende Daten der Hauptjahrpunkte für das Jahr 45 v. Chr., neben welche ich die caesarischen stelle:Berechnete Daten: | ||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
aequin. vernum | 25. | März | 23. | März | 4h | 1m | morg. | röm. m. Zt. |
solstitium | 24. | Juni | 25. | Juni | 3 | 34 | morg. | „ „ „ |
aequin. autumni | 24. | September | 25. | Septb. | 1 | 43 | nachm. | „ „ „ |
bruma2 | 25. | Dezember | 23. | Dezbr. | 5 | 54 | morg. | „ „ „ |
S. 277) kamen in seinem Sonnenjahre im Ianuar, Sextilis und December je zwei Tage gegen die alten Monate hinzu, in den Monaten April, luni, September, November je ein Tag. Um die Intervalle zwischen den Festen nicht zu ändern ( : ne religiones sui cuiusque mensis a loco submoverentur), setzte die hinzukommenden Tage an das Ende der Monate ( : peractis cuiusque mensis feriis) — in welcher Weise, wurde schon (oben S. 278) erörtert. Die Absicht, alle alten Feste auf ihren Plätzen zu lassen, konnte daher nicht ganz verwirklicht werden, vom Mai an und in der zweiten Jahreshälfte verschoben sich die Feste um einen Tag bis zu mehreren Tagen.
wollte auch die alten Lagen der römischen Festtage möglichst respektieren. Wie bemerkt (s. oben1)
, Kalendariographische u. chronol. Tafeln, Leipzig 1908, S. 360—368.2) Bruma bedeutete nicht bloß den Tag des Wintersolstiz, den kürzesten Tag, sondern auch einen längeren Zeitraum, die Wintertage um die Zeit der kürzesten Tageslänge (brumalia tempora, brumae tempora, brumales dies). Nach alter Anschauung fiel der Tag der bruma, der kürzeste (brevissima dies) auf den achten Tag vor die Kal. Ianuar., d. i. 25. Dezember, und war die Zeit der Erneuerung des Jahres ( , De l. l. VI 8: tempus a bruma ad brumam vocatur annus). Im Kalender des und (s. Corp. Inscr. Lat. I 2. Ausg., p. 276. 277) steht die bruma auf dem 24. November. Auch ein Fest wurde um diese Zeit gefeiert oder soll an diesem Tage begonnen und auf längere Dauer sich erstreckt haben.